Pressemeldungen
Forschung für junge Rheumapatienten langfristig gesichert – DRFZ Berlin übernimmt Stiftungsprofessur für Versorgungsforschung an der Charité
Die Professur für „Versorgungsforschung in der Rheumatologie“ an der Charité-Universitätsmedizin Berlin und dem Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin DRFZ, einem Leibniz Institut, wurde entfristet. Die Professur wurde 2015 als Stiftungsprofessur für Kirsten Minden, eine Kinder-und Jugendrheumatologin, eingerichtet und für fünf Jahre von der Deutschen Rheumastiftung mit 120.000 Euro jährlich gefördert. Dies war das erste große Förderprojekt der noch jungen Stiftung, die sich das Motto „Rheuma heilbar machen“ auf die Fahnen geschrieben hat. Das DRFZ Berlin übernimmt nun dauerhaft die Finanzierung und sichert so die Fortsetzung dieses Forschungsthemas.
Kirsten Minden ist als Kinderrheumatologin im Sozialpädiatrischen Zentrum an der Charité tätig und leitet seit über 15 Jahren eine Arbeitsgruppe am DRFZ Berlin. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht die Versorgungssituation von an Rheuma erkrankten Kindern und Jugendlichen. Die Arbeitsgruppe beschreibt die klinischen Besonderheiten rheumatischer Erkrankungen bei Kindern und untersucht die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Medikamente. Das Ziel ist eine optimale Versorgung der jungen PatientInnen, insbesondere in der Übergangszeit zum Erwachsenenalter. Über 15.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden hierfür bundesweit in drei großen epidemiologischen Studien beobachtet.
Die Arbeitsgruppe zeigte unter anderem, dass nach wie vor nur jedes zweite Kind früh genug vom Facharzt betreut wird. Eine richtige und frühe Diagnose ist jedoch enorm wichtig: Die Daten der Studien zeigen, dass der Zeitpunkt des Beginns einer effektiven Therapie die Prognose der Patienten im Erwachsenenalter bestimmt. Je früher mit einer Therapie begonnen wird, desto besser kann sie wirken und umso häufiger besteht im Erwachsenenalter eine medikamentenfreie Remission.
Aber auch mit verbesserten Therapieoptionen bleibt im individuellen Einzelfall weiterhin offen, welche Therapie am wirksamsten und verträglichsten ist. Ein Ziel der Arbeitsgruppe ist daher, gemeinsam mit Grundlagenforschern verlässliche „Biomarker“ zu etablieren. Diese im Blut messbaren Parameter sollen vorhersagen, welche Therapie für den individuellen Patienten/die Patientin am besten geeignet ist. Um besonders wirksame Behandlungsstrategien zu identifizieren, liegt ein besonderes Augenmerk auf der Beobachtung von neu erkrankten Kindern. Neben der Wirkung von medikamentösen Therapien wird die Arbeitsgruppe in den nächsten Jahren auch den Zusammenhang von Lebensstil und Krankheitsverlauf untersuchen.
„Wir liefern Ärzten und politischen Entscheidungsträgern konkrete Verbesserungsvorschläge, wie Lücken in der Versorgung von jungen RheumapatientInnen geschlossen werden können. Jeder an Rheuma erkrankte junge Mensch sollte die individuell bestmögliche Therapie erhalten. Aktuell liegt unser Fokus auch auf jungen Rheumatikern, die sich mit SARS-CoV2 infiziert haben, um den Ärzten in Zukunft Therapieentscheidungen zu erleichtern“, sagt Prof. Kirsten Minden.
Das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), ein Leibniz-Institut, ist ein international führendes Institut auf dem Gebiet der Immunologie, experimentellen Rheumatologie und Rheuma- Epidemiologie. Die enge Anbindung an die Charité Berlin ermöglicht den unmittelbaren Wissensaustausch zwischen Forschung und Klinik. www.drfz.de
Die Deutsche Rheumastiftung wird von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie DGRh und dem Patientenverband Deutsche Rheuma-Liga e.V. getragen. https://www.deutsche-rheumastiftung.de
Quelle: DRFZ
Ideenwettbewerb der Deutschen Rheumastiftung 2020:
Impfen, Fatigue und künstliche Intelligenz
Im Rahmen des Deutschen Rheumatologiekongresses 2020 prämierte die Deutsche Rheumastiftung in einem virtuellen Symposium ihren diesjährigen „Ideenwettbewerb“. Vorstandsmitglied Dr. Florian Schuch aus Erlangen lobt in seinen einleitenden Worten die kreativen Projektideen der Bewerber und dankte den drei Preisträgern für ihr Engagement für Menschen mit Rheuma.
Die erstplatzierte Idee stammt gemeinsam von Prof. Dr. med. Jörg Schelling und Dr. med. Markus Frühwein, beide aus München: Sie bauen auf eine bessere Kommunikation zwischen Hausarzt und Facharzt um den Impfstatus immunsupprimierter Patienten, etwa Menschen mit Rheuma, zu verbessern. Die beiden Allgemeinmediziner sehen erhebliche Defizite in der Umsetzung der Impfempfehlungen für Immunsupprimierte Patienten zu Lasten der Patientengesundheit in Deutschland. Um dies zu verbessern, entwarfen Dr. Frühwein und Prof. Schelling ein Kommunikationsdokument zur Aufklärung der Patienten zur Immunsuppression und Impfungen, eine Checkliste für die Praxis sowie einem Formular für alle relevanten Therapie- und Impfdaten. Eine Digitalisierung des Projektes ist geplant. Mittelfristig soll das Konzept zur flächendeckenden Verbesserung der Impfsituation immunsupprimierter Patienten beitragen.
Den zweiten Preis verlieh die Stiftung an PD Dr. med. Benedikt Gabriel Hofauer vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Er möchte über die Diagnose von Schlafstörungen, die auf die Grunderkrankung zurückzuführen sind, eine zielgerichtetere Therapie der Fatigue erreichen. Bei Menschen mit Sjögren-Syndrom kommt es durch die reduzierte Speichelproduktion zu einer Veränderung der Spannungsverhältnisse im Bereich der Schleimhäute der oberen Atemwege. Dies führt zu Verlegungen der Atemwege und Schnarchen, so Hofauer. Hier sei interdisziplinärer Austausch besonders wichtig, um Diagnostik und Therapie zu optimieren. Auf diese Weise ließen ich Risikofaktoren minimieren und schließlich die Lebensqualität der Patienten steigern.
Dritte Preisträgerin des Ideenwettbewerbs 2020 ist Prof. Dr. med. Gabriela Riemekasten vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Leiterin der Klinik für Rheumatologie und klinische Immunologie. Die Rheumatologin legte eine methodisch weit ausgereifte Ideenskizze vor mit dem Ziel, mittels künstlicher Intelligenz eine Formel von Autoantikörper (Ak)-Signaturen zu ermitteln, die Fatigue erklärt oder einzelne Symptome von Fatigue. Die Spezifität der identifizierten Ak könnte Hinweise geben auf eine gestörte Aktivierung der betreffenden Rezeptoren bei Fatigue und Schmerz, so Riemekasten.
Die Deutsche Rheumastiftung fördert kreative wissenschaftliche Ideen mit dem Förderprojekt „Ideenwettbewerb“. Seit 2011 förderte sie auf diese Weise zahlreiche innovative Forschungsansätze und -projekte in der Rheumatologie. Den Ideenwettbewerb 2020 unterstützten die Firmen Lilly Deutschland GmbH und Novartis Pharma GmbH mit dem Preisgeld. Der Preis ist mit jeweils 2.500 Euro dotiert.